ein tag fängt an ... "guten morgen, die nacht ist vorbei." mit diesem satz fing heute mein tag 8 uhr an. wo lernen krankenschwestern solche sätze? ich bin sehr gespannt, welcher satz nummer 2 dieses leicht bewölkten tages sein wird. wahrscheinlich liegt es daran, dass ich hier von der aussenwelt ausgesperrt bin, dass jedes wort eines menschlichen wesens plötzlich so wertvoll wird. eine weitere frage drängt sich am vormittag auf: warum ist der kaffee so ausgesprochen schlecht? der schmeckt schlimmer als im osten zu zeiten grösster versorgungsengpässe. weil aller guten dinge auch im krankenhaus drei sind frage ich mich zum schluss, warum ich am mittwoch schon ankreuzen soll, was ich am freitag essen will. ach so, verstehe, damit die damen und herren in der küche wissen, was sie leckeres auf dem markt einkaufen, capito. ich will nicht ungerecht sein. man kümmert sich hier um mich. der zweite satz der schwester am morgen war, ob ich frische sachen brauche. was damit gemeint ist? frische schlüpper zum beispiel. das sind so einwegdinger, schlüpper to go. so ein seltsames gewebe, das sich unglaublich formschön an den körper schmiegt leider von dem unförmigen krankenhemd überdeckt wird. heute ist sommeranfang. bolli, 21. Juni 2006 um 09:31:45 MESZ ... Link jetzt isses passiert ich strahle!!!! seit 15.23 uhr. da reichte mir eine schwester aus einer gummibehandschuhten hand eine kleine kapsel - respektvoll blieb sie hinter einer bleiwand stehen. nun heisst es: trinken, trinken, trinken. sogar bonbons und kaugummi spendiert die klinik. wegen die speichelfluss und dass ick dann schön oft pullern muss, damit dat janze zeusch wieder rauskommt. will ja nicht ewig frl. castor sein. bolli, 20. Juni 2006 um 17:59:22 MESZ ... Link bollwahns supergau deutschland ist aus dem häuschen, die welt bei gast zu freunden, logo, deutschland reisst die arme in die luft, deutschland glüht im fussballfieber, und ich, ich strahle!! in wenigen minuten wird mir eine kapsel mit radiojod verabreicht und dann bin ich ein kleiner castor! und werde deshalb weggesperrt. im zimmer 16 der station 60 der nuklearmedizin des virchowkrankenhauses. etwa 12 quadratmeter gehören mir und meiner strahlung. schade ist, dass ich das spiel deutschland-ecuador alleine anschauen muss. wenn eine schwester das essen bringt, muss ich mich entweder ins bett oder auf den fernsehsessel begeben. meine strahlen gehören mir! muss das personal sich meiner person nähern, schiebt es eine bleiwand zwischen uns. ich werde mich daran gewöhnen. was cool ist: raucher dürfen rauchen. und: es gibt einen verstellbaren fernsehsessel, so einer, wo man nur mit einem arschmuskel zucken muss und schon geht die fussablage hoch oder runter. dabei hab ich weder krampfadern noch trombose, sondern nur huddeleien mit der schilddrüse, die zu viele hormone produziert und jetzt mit radioaktivem jod abgeschossen werden soll. aber gut, ohnehin heisst es für die nächsten tage: arsch zusammenkneifen! so wie mein kleiner freund bart hier, den ich jeden abend halb sieben im fernsehen angucke! fleissig habe ich mich kurz nach meiner ankunft durch den ordner auf dem tisch gearbeitet. lustig die namen der reinigungskräfte: frau dudu und frau ayshe. das sollte man zweimal lesen. frau dudu und frau ayshe. ich freu mich schon, morgen eine der beiden dame mit "du du" zu begrüssen. leider muss ich mich mit meinen strahlen im bad einschliessen, wenn mein zimmer gereinigt wird. aus strahlenschutzgründen. vielleicht schicke ich einige strahlen heimlich durch einen türschlitz. ein schlüsselloch gibt es nicht, sehe ich gerade. etwas beunruhigt hat mich ein faltblatt "information für patienten und angehörige": "auf grund ihres krankenhausaufenthaltes befinden sie sich womöglich in einer schwierigen lebenssituation." uih. erzählt man mir nicht die ganze wahrheit? ich versuche, ruhe zu bewahren. und schöpfe kraft aus dem nächsten satz. "wichtig ist hier vor allem orientierung über lösungswege." bolli, 20. Juni 2006 um 15:04:02 MESZ ... Link Bollwahn soll noch mehr strahlen Werte europaporno-Gemeinde. Ich habe die besondere Ehre einen strahlenden Gast in dieser Runde willkommen heißen zu dürfen: Frau Barbara Bollwahn- ihres Zeichens taz-Reporterin, Kolumnistin und erfolgreiche Autorin eines soeben erschienen Jugendbuchs! Diese Frau schreckt vor nichts zurück! Dieser Tage hat sie sich einem medizinischen Strahlen-Experiment ausgesetzt - da ihr der Verzehr von Trills Jod S11 - Körnchen auf die Dauer Magenbeschwerden bereitetete, entschloss sie kurzerhand auf eine härtere, gleichfalls strahlendere Dosis des Elements Jod zurückzugreifen. Wegen diesem Organchen: Da sie in diesen 10 Tagen aufgrund ihrer stark ausstrahlenden Persönlichkeit komplett von der Außenwelt abgeschirmt in einem Bunker des Berliner Virchow Klinikums vegetiert, habe ich sie motivieren können, ihr Strahlentagebuch auf europaporno (übrigens auch erreichbar unter www.europaporno.be.tt) zu veröffentlichen. Wir dürfen gespannt sein! mausimurpel, 20. Juni 2006 um 13:30:11 MESZ ... Link |
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