Danksagung

Frau Bollwahn, vielen Dank! Das war eine schöne Zeit mit Ihnen hier als Gastkommentatorin. Wir haben viel über das Leben im Bunker gelernt, konnten in die Ab- und Aufgründe ihrer Seele blicken und hoffen nun natürlich, dass sie weiterhin als Schreiberin in diesen heiligen Hallen präsent sein werden.

Ihr M. Murpel

 
mausimurpel, 14. August 2006 um 22:24:30 MESZ

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das strahlenpaket!!!

heute, gut zwei wochen nach meiner entlassung, ist simons päckchen aus der schweiz angekommen. dass die schweizer bisschen langsam sind, okay, aber soooo langsam .... soooo ein entzückendes päckchen!! ein notizbuch, um meine einzigartigen ideen zu notieren. eine schokolade, made in germany, zur überbrückung der halbzeit bei der WM. eine dvd, "das große rennen von belleville". eine packung kaugummi "shut the hell up", falls der chefarzt aus dem mund riecht. und drei herzallerliebste plastiktierchen, um mir die natur ins sterile klinikzimmer zu bringen: einen grashüpfer, eine biene und ein frosch. ich habe ihn natürlich gleich geküsst, den frosch, aber es ist leider nichts passiert. vielleicht versuche ich es später mit einem zungenkuss?

 
bolli, 20. Juli 2006 um 21:44:20 MESZ

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bolli von der heilsarmee!

auch wenn die isolation glücklicherweise vorbei ist, ist die geschichte noch lange nicht zu ende geschrieben. und: es passieren recht seltsame dinge. heute habe ich herausgefunden, dass es einen herrn bollwahn bei der heilsarmee gibt, in den vereinigten staaten von amerika! an einen zufall glaube ich nicht. es passt einfach alles. aber erst einmal will ich ihn euch vorstellen, damit ihr euch gewissermaßen ein bild machen könnt: PREACHING ABOUT POVERTY Lt. Col. Paul Bollwahn, ACSW, CSWM National Social Services Secretary for The Salvation Army

und ich will euch nicht vorenthalten, womit sich mein bisher unbekannter namensvetter so beschäftigt: "alcohol and poverty" zum beispiel. lest mal: The abuse of alcohol and drugs can bring on the myriad problems associated with uncontrollable addiction, including the multi-dimensional culture of poverty. The despair, alienation and hopelessness of poverty can often give rise to fatalist abandonment, aimlessness, homelessness, and dependence on alcohol and drugs. The church, God’s people, has much to offer individuals in need in our community. We have untapped influence and power that can help our community address the problems of poverty and the issue itself. Serving is necessary for us as well as for others. This is why our Poet-General, Albert Orsborn, penned in a hymn, "Except I am moved with compassion, how dwelleth thy Spirit in me?" Let’s invite God the Holy Spirit to direct our contemplation and action.

paulchen bollwahn muss ein ziemlich naher verwandter sein. ich bin sicher, dass mir diese wurzeln bei meinem weiteren werdegang hilfreich sein werden. bolli von der heilsarmee

 
bolli, 6. Juli 2006 um 16:41:15 MESZ

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eine schlechte und eine gute nachricht

habe die wiedergewinnung meiner freiheit am dienstag abend geführend gefeiert! beim fussballgucken in der falckensteinstraße mit ole schulz und noch paar anderen. nur war es bisschen viel wein. ich das bier habe ich mir hinter die binde gegossen, als stünde am nächsten tag eine einweisung nach tschernobyl bevor. und dann noch wodka, dieser polnische, mit dem büffelgras drin, der irgendwie nach büffelpisse schmeckt! brrrr ...

ansonsten ist die therapie noch nicht zu ende. wurde ich in der klinik von nebenwirkungen verschont, entfalten sie sich jetzt volle pulle. pulle, haha. aber scherz beiseite. das heisst, frau b.ist aufgedreht wie ein hochtouriger wagen. das ist ziemlich scheisse. die gute nachricht: mein internist sagt, das ist nach dieser therapie normal. er schreibt: "dein jetziger zustand ist leider vorübergehend selbstverständlich da es durch die radiojodtherapie jetzt zu massivem zerfall von thyreozyten (zellen der schilddrüsse) kommt und damit verbundenen massiven freisetzung von schilddrüsenhormonen mit den ganzen erscheinungen: herzrasen, unruhe usw.. nach paar tagen sind die thyreozyten nicht mehr funktionsfähig und hormonenspiegel fällt runter ..." also: macht platz, wenn ihr mich seht. ich kann nicht bremsen! b.b.

 
bolli, 6. Juli 2006 um 08:33:10 MESZ

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noch einmal schlafen

morgen, dienstag 4. juli 2006, ist es soweit. da werden sich die türen der strahlenklinik wieder von innen öffnen lassen!!!! mich trennt noch eine sievert-einheit vom zulässigen grenzwert 14. der ausgang ist der eingang in den sommer!

 
bolli, 3. Juli 2006 um 10:35:14 MESZ

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käse oder steckbrief

so, jetzt bin ich ja mal gespannt, ob sikko, der holländer, dem das käseimperium "kaaswinkel" gehört und der sich auf dem obigen bild mit meinem buch brüstet, ein stück käse vorbeibringt oder er lieber mit dem kartoffelhändler auf dem winterfeldmarkt versackt .... falls kein käse kommt, ist hier schon mal ein bild als steckbrief!!

 
bolli, 1. Juli 2006 um 13:28:35 MESZ

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ich werde bald abgeschaltet!

juhuuu!! die messung eben ergab: 18,5. oder waren es 20,5? hach, die strahlen verbessern mein gedächtnis nicht gerade. egal. so oder so ist ein ende ist abzusehen!! ich werde also vielleicht schon montag, spätestens dienstag vom netz genommen.
 
bolli, 1. Juli 2006 um 11:17:28 MESZ

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adios!

mensch, da kommt maradona nicht ins stadion, schon verlieren die gauchos. uih, uih, diese niederlage werden sie nur schwer, sehr schwer verkraften. das waren ja hässliche bilder nach spielende ... maradona, hiess es, habe noch einen freund mitbringen wollen ins stadion, und das sei ihm nicht erlaubt worden. nun habe ich angst, dass er rückfällig wird ... adios argentina!
 
bolli, 30. Juni 2006 um 19:57:30 MESZ

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die schweiz nicht mehr neutral im strahlenkrieg

«Trittst im Morgenrot daher, Seh' ich dich im Strahlenmeer...» (Anfangszeile des Schweizer Psalms...)

simon wirft endlich seine angel aus! und schickt diesen spruch aus der schweiz. die schweizer sind heizer!

 
bolli, 30. Juni 2006 um 15:26:17 MESZ

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vor dem spiel deutschland-argentinien

steht es schon mal 0:1 für argentinien! wieso? por que? weil herr casanova gerade anrief, am eingang zum olympiastadion, im besitz einer karte, und wir natürlich unsere sprüche machten und er anscheinend immer noch arg getroffen war, weil ich maradona neulich einen clown nannte. während ich weiter vom clown sprach, nannte er ihn gott und freute sich, zusammen mit ihm in wenigen minuten im stadion zu sein.

um die argentinische seite zu schwächen sagte ich schliesslich: "uih, warte mal, hier kommt grad ein krankenwagen angedüst." tatütataaaa. "he", rief ich in den hörer, "das glaubst du nicht, wen sie gerade einliefern!" "und, wer isses?" "gott!"

was haben wir gelacht. eine etwas traurige frl. castor, die das spiel gaaaanz allein hier im zimmerchen angucken muss.

 
bolli, 30. Juni 2006 um 14:18:52 MESZ

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strahlende weisheiten

aus einem tollen dokumentarfilm, "opa köhler", den die enkelin über ihren 98jährigen opa gedreht hat, den ich gerade gesehen habe. der mann, der fast ein ganzes jahrhundert gelebt hat, aber an dem vor lauter arbeit auf dem hof, mühsal und pflicht, das leben irgendwie vorbeigegangen ist. der nichts über seine vor einigen jahren verstorbene frau sagen kann, die ihm irgendwie auch nicht fehlt, "wir mussten heiraten", und der, wenn er einen wunsch frei hätte, sich wünschen würde, dass das jucken am rücken aufhört. so, hier einige seiner sätze, die in stein gemeisselt werden sollten:

"hin geht die zeit, her kommt der tod."

"man muss im leben immer an eins denken: dass es auch mal ein ende nehmen kann."

ein ergriffenes frl. castor

 
bolli, 30. Juni 2006 um 00:07:25 MESZ

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der nuklearwitz

strahlenpatientin b: "herr doktor, beim lachen und niesen tut mein hals weh. ist da was?"

arzt: "na klar, sie haben ein radio im hals."

 
bolli, 29. Juni 2006 um 22:51:11 MESZ

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wieder strahlenordenverleihung

also, der strahlenpreis des tages geht heute an zwei aktivisten:

an mausimurpel zum einen. weil er meine sprachlichen strahlen in so schöne bilder fasst. mir wird jedes mal warm ums radioaktive herz. ausserdem findet er selbst worte des mitgefühls, der ermunterung, der fürsprache, dass ich manchma sprachlos bin.

an marco zum anderen. mein einziger und bester plattendealer hatte ja schon den wein gestiftet, mit dem ich mir vorhin einen angetütert habe. und nun hat er mir eine platte besorgt. ich erzählte vor wenigen tagen, dass ich im radio so eine tolle italienische sängerin aus den 60er jahren gehört hatte, es war ein herrliches fussballied, so sonntags in italien, la signorina wartet auf ihn vergebens. er kommt nicht, na, weil am sonntag fussball ist. rita pavone, ich wollte unbedingt eine platte! und? marco hat eine aufgetrieben. die wartet auf mich, wenn ich rauskomme, juhuuuu!!

 
bolli, 29. Juni 2006 um 21:55:32 MESZ

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ich tüter mir einen an!!!

so, die pflicht ist vorbei!!! morgen ist ein porträt in der taz, dass die verstrahlte autorin hier geschrieben hat. deshalb tüter ich mir jetzt einen an. in dem care-paket gestern war auch eine flasche rotwein. da die auf absehbare zeit leer ist, bin ich an nachschub interessiert!! nur leider ist der spender der flasche so überhaupt kein weinkenner. ein viertklassiger italiener, der wein. egal, hauptsache es knallt!!

 
bolli, 29. Juni 2006 um 14:00:01 MESZ

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ein komischer vogel

die frau dudu. wieder so lustig. ich fragte sie, als sie das kleine badezimmer durchwischte, nach ihrem namen und erfuhr, es ist ihr vorname. sie weiss aber nicht, was sich ihre eltern dabei gedacht haben. sie habe gehört, dudu sei ein schön singender vogel. "ich kann aber nicht singen", schimpfte sie. "nur meckern", und lachte ihr schallendes lachen. flugs schaute ich im internet nach einem vogel dudu nach und fand nur angaben zu einem tölpelhaft wirkenden vogel. nun kannte die türkische frau dudu, die ganz gut deutsch kann, das wort tölpelhaft nicht. "ich bin ein komischer vogel" sagte sie und flog hinaus.

 
bolli, 29. Juni 2006 um 11:35:09 MESZ

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jetzt ist es amtlich

das strahlenopfer b. wird weiter in quarantäne gehalten und irgendwann im juli entlassen. aber der doktor heute meinte, das sei gut. warum? weil das heisst, dass die schilddrüse das jod gut speichert und ich dann ziemlich sicher dieser station in zukunft keinen zweiten besuch abstatten muss. heute kamen übrigens zwei herren in weissen kitteln. einen kannte ich schon von der charite. ich glaube, auch er wollte mich mal in diesem sexy kittel mit weissen söckchen sehen. so, hat er nun. was ich davon hab? naja, wieder einen menschen ein bisschen glücklich gemacht.

damals, in der charite, als er mich fragte, was ich beruflich mache, erzählte ich dies und das und natürlich auch, dass ich jugendbuchautorin sei. "ach?", staunte er, "meine frau hat mit jugendbüchern zu tun". na, so ein zufall aber auch. also erzählte ich von meinem buch, gab ihm eine visitenkarte und freute mich schon über ein weiteres verkauftes buch!! also fragte ich ihn vorhin "na, haben sie das buch gekauft?" der doktor mit der runden brille und dem näckischen igelhaarschnitt grinste. "natürlich." ich schaut ihn streng an. "sie lügen." meine verstrahlten augen und seine bebrillten augen kreuzten sich. beschämt senkte er den kopf. ich stand auf, ging an meinen nachttisch und holte ein exemplar raus, das ich zufällig dabei habe. "so sieht es aus." wie? ich sehe anders aus?!

 
bolli, 29. Juni 2006 um 09:38:36 MESZ

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ein strahlenpreis!!

heute geht der strahlende lorbeerkranz an marco, meinen plattendealer!! er hat ein richtiges paket abgegeben. njam, njam. mit ganz vielen südffrüchten!!!! und 'ner pulle wein! und, weil marco mitdenkt, hat er auch einen korkenzieher in die verstrahlte zone geschickt. und dann hat er noch eine kinderüberraschung eingepackt!! mensch, wenn ihr wüsstet. kinderüberraschung, das war als kind zu ostern immer der absolute höhepunkt!! einmal im jahr gabs kinderüberraschung aus einem westpaket. was haben wir den garten umgepflügt .... einen strahlenden gruss b.

 
bolli, 28. Juni 2006 um 15:38:24 MESZ

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strahlung hält jung

diese schweinebacken hier! heute morgen zur strahlenmessung hab ich natürlich wieder gefragt, ob ich nicht vielleicht vor dem wochenende dieses etablissement verlassen könnte. der doktor, heute in der zweiten reihe hinter einer doktorin, strahlte (!!) wie ein honigmond. aber die ärztin machte mir keine hoffnungen. aber, ich darf am abend wenigstens wieder mal duschen!! ha ha, da lasse ich mir stundenlang das wasser über den verstrahlten körper laufen und dann werden wir ja sehen!! frau duda war vorhin beim durchwischen wieder sehr lustig. sie sprach über männer, "wir machen viel zu viel für die!". sie müssten putzen und kochen lernen. nun kenne ich ihren ehemann nicht, weiss nicht mal, ob sie den bund der ehe irgendwann eingegangen ist. aber ich denke mal schon. die gute frau ist 60 jahre alt. ich dachte ,ich spinne! dudalein sieht aus wie ende vierzig. ja, sie ist ziemlich dick, so richtig schön propper. aber ich hab dann nur gesagt "na, wer sagts denn: strahlung hält jung!" da haben wir herzlich gelacht, dass das wischwascher fast zum überschwappen kam. eben las ich in der berliner zeitung, einer anzeigenseite von aldi, dass die für 69,99 euro ein drahtloses überwachungskamera-set anbieten. "überwachen sie ihren eingangsbereich oder das kinderzimmer." das kinderzimmer! ja, spinnen die denn? noch mehr verwahrloste kinder, unterernährt und verdreckt, aber schön scharf rangezoomt. wahrscheinlich ein reizvolles angebot für fussballfans! ach, diese welt da draussen, ich verstehe sie immer weniger .... frl. castor

 
bolli, 28. Juni 2006 um 11:30:21 MESZ

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uih uih

heute ist die nacht, in der die ghanaische mannschaft bei frau steffenhagen übernacht ... zum glück ist es frisch draussen ...

noch eine bemerkung zum beginn von woche 2 in der strahlenklinik: eine ehe, auch eine gescheiterte, kann durchaus noch zu etwas nütze sein. herr casanova hat mir zigaretten, gebracht, dieses gras, was gut zur vorbeugung gegen augeninnendruck ist, und eine lieblingssüssigkeit von mir. na also. euer strahlebärbelchen

 
bolli, 27. Juni 2006 um 22:54:31 MESZ

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frl. castor strahlt weiter

ich strahle noch zu stark!! deshalb gibt es keine hoffnung, vor dem wochenende entlassen zu werden. sagt der arzt, der leider auf dem bild einer visite im virchow campus nicht zu sehen ist. aber ansonsten ist das foto eine aufnahme eines der zimmer in der strahlenklinik. die messung heute morgen: 24. grenzwert liegt bei 14. und wenn ich zwanzig liter wasser am tag trinke? der arzt schüttelt bedauernd den kopf. 200 liegestütze? der arzt lacht. 30 vaterunser? der arzt schaut mich bedauernd hinter der kleinen bleiwand an - siehe foto - und sagte, ich könnte mir für das fussballspiel am freitag argentinien-deutschland bier von freunden vorbeibringen lassen. ich hätte ihn am liebsten angesprungen! fragt sich, wer hier verstrahlt ist. ich will das fussballbier draussen, in der freiheit und mit menschen ohne arztkittel und gummistrahlenschutzschuhen zu mir nehmen. ist das so schwer zu verstehen? die hoffnung stirbt zuletzt!

 
bolli, 27. Juni 2006 um 11:05:44 MESZ

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es wird extraterrestrisch

an der decke meines zimmers sind zwei grosse runde teile, in der grösse von autoreifen, und jeden abend vor dem einschlafen frage ich mich, wozu die wohl da sind. aufgrund ihrer strahlenförmigen schlitzöffnungen dachte ich natürlich, die würden irgendwie die strahlung aus meinem astralkörper ziehen, während ich schlafe. denkste! als die nette koreanische schwester das essenstablett vorhin rausholte, plauderten wir über dies und das und natürlich auch über das heisse wetter. da zeigte sie auf die runden dinger an der decke. "klimaanlage", sagte sie. "ach?!", fragte ich zurück. "ich dachte, das wären so strahlenteile." da lachte sie. "nee, eine landestation vom mars." als ich sie fragen wollte, von welchem planeten sie kommt, war sie schon wieder in ihr ufo gestiegen. ich bin mir sicher. diese frau hat rache geübt. für heute morgen. als sie das frühstück brachte und die entzückenden violetten blumen auf dem tisch sah, die frau steffenhagen gestern vorbeigebracht hat, sagte sie "ach, sind aber schöne blumen". sagte ich: "ja, hat mir der klinikchef geschenkt." sie riss die augen auf. "der klinikchef?!" okay, jetzt steht es 1:1.

 
bolli, 26. Juni 2006 um 13:50:16 MESZ

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schlechte nachricht verdauen

also, der stationsarzt ist wirklich sehr nett. dachte ich mir, als er vorhin zärtlich mit diesem strahlenmessteil, das aussieht wie ein zollstock, über meinen hals strich. die nette koreanische schwester, die ihn begleitete, sagte ihm stolz "die frau bollwahn schreibt bücher!" dafür hat er sich sehr interessiert, der herr doktor. als ich meinte, wenn sie kinder von 11, 12 jahren haben, genau die richtige lektüre. da schlug er die augen schüchtern nieder und gestand, dass er keine kinder habe. ich verkniff mir die frage, ob er unfruchtbar sei. zum trost hab ich ihm das buch gezeigt, das ich natürlich dabei habe. naja, nach diesem netten geplauder kam dann die schlechte nachricht: ich muss vielleicht noch eine ganze woche hierbleiben. das hat mich umgehauen. ich dachte, spätestens ende der woche wäre ich raus. jetzt muss ich erstmal diese verlängerung meines strahlenurlaubs verdauen. das strahlenopfer

 
bolli, 26. Juni 2006 um 10:00:08 MESZ

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ich habe gelacht!!

als frau steffenhagen heute nachmittag unter meinem fenster einen strahlentanz aufführte!! damit auch der gesamte virchow-campus von ihrer ankunft erfährt, schrie sie aus voller kehle "und dann haben wir dreimal sex gehabt!!!!!" voller scham zog ich die jalousie herunter. und erfreue mich an den entzückenden violetten blumen, die sie mit den zigaretten und der sonntagszeitung mitgebracht hat und die angeblich strahlenabsorbierend sind. naja, gibt ja auch fleischfressende pflanzen ... frl. castor

 
bolli, 25. Juni 2006 um 18:19:56 MESZ

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frau b. baut nicht ab

die sonne und ich strahlen um die wette. bei der messung vorhin meinte die nette koreanische schwester: "sie trennen sich wohl nicht gerne, oder?" sie meinte meine strahlung. gestern waren es 36 sievert, so heisst die einheit. und heute 35, schwache leistung. naja, besser, als wenn ich sagen müsste frau bollwahn baut ab, hahaha. der sievert, habe ich herausgefunden, war ein schwedischer pionier der röntgentechnik, gestorben zwei jahre nach meiner geburt, so dass wir keine möglichkeit hatten, uns persönlich kennenzulernen und ich mich mit der abbildung oben begnügen muss. und ihr da draussen, könnte mal schön die formel dazu studieren:

jetzt muss ich auch noch neckische weisse söckchen tragen, hat mir vorher niemand gesagt. frau dudu, die lustige türkische putzfrau, erzählte mir heute vom wedding, der müllerstraße, wo sie wohnt. dass sie bei der hitze ihre gardinen im wohnzimmer zu macht. "und dann gehe ich vorne am imbiss saufen." das nenne ich integration!

 
bolli, 25. Juni 2006 um 10:38:07 MESZ

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ich habe geweint!!!

aber das ist kein grund zur sorge. denn: ich habe geweint, weil mich der filmklassiker "new york, new york" mit liza minelli und robert de niro zu tränen gerührt hat. es gibt filme, die sollte man einmal im jahr immer wieder ansehen. mensch, die minelli, unglaublich wie die singt. und die hinreissenden kleider, die sie auf der bühne trägt. und überhaupt, ist das sooo eine liebe. und robertmäuschen, der spielt himmlich saxophon und ist ein attraktives kerlchen, aber ein ganz schönes arschloch. und dieses auf und ab der liebe zwischen ihrer goldkehle und seinem mundstück haben mir so zugesetzt, dass ich den tränen freien lauf liess. zu spät fiel mir ein, dass ich mir keine gedanken um die entsorgung gemacht hatte. im bad steht auch kein behälter dafür. also liess ich sie achtlos auf meinen grau-weissen kittel fallen, der hinten NICHT offen ist, wo sie trockneten. wenn ich pech habe, kostet mich das einen tag länger in der klinik. misses hiroshima

 
bolli, 24. Juni 2006 um 16:44:13 MESZ

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von dreck und schminke

also, verwahrlost war ich noch nicht. aber nach dem dienstag waren der mittwoch, der donnerstag, der freitag und ein teil des samstag ins fussballland gegangen, und die tägliche katzenwäsche hatte ihre spuren hinterlassen. in den mundwinkeln reste der frühstückswurscht, solche, die man selber niiiiiie im supermarkt kaufen würde. in den haaren fleischbrocken des rindsfleischeintopf, den ich vor wut an die wand geklatscht habe. in den ohren ein mischmasch aus frühstück, mittag und abendessen. unter den nägeln das weisse der wand, an der ich nachts verzweifelt kratze, wenn ich davon träume, wieder mal zu duschen. duschen geht nämlich nicht, weil dann die klinik unmengen an verstrahltem wasser zwischenlagern müsste, um es mit dem nächsten castortransport wegschaffen zu lassen. man stelle sich vor, wie junge aktivisten im kampf gegen die atomenergie einen zug blockieren, der meine verstrahlten spurenelemente enthält. nicht auszudenken. aufs klo gehen darf ich zum glück. ist so eine art vakuumklo, das mit einem beeindruckenden heftigen schlurfgeräusch alles in sich saugt, was ich ihm anbiete. würde mich interessieren, ob der klinikdirektor damit seine rosen düngt oder wo die das zeug zwischenlagern. "stoppt die bollwahnpippi!" könnte dann auf den protesttransparenten stehen. jedenfalls schaute ich heute morgen in den spiegel und legte eilig etwas lippenstift auf. ich finde, man soll sich auch in der grössten trostlosigkeit nicht gehen lassen.

und dann, dann kommt die schwester rein und sagt "wie wärs mit einer dusche?" ich zuckte zusammen. "sehe ich etwa so furchtbar aus?", fragte ich, kniff meine frisch geschminkten lippen zusammen und verschränkte die schmutzigen arme vor dem weiss-grauen kittel, der hinten NICHT offen ist.

 
bolli, 24. Juni 2006 um 16:37:30 MESZ

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jetzt auch noch strahlenhandschuhe

so langsam wird meine lebensqualität hier aber eingeschränkt! seit neuestem muss ich weisse stoffhandschuhe benutzen, wenn ich auf dem laptop schreibe. das sieht aus wie ein ganove, der beim datenhacken keine fingerabdrücke hinterlassen will. statt dna gibts dann becquerel! die kleine glühbirne

 
bolli, 23. Juni 2006 um 13:55:48 MESZ

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wenn das telefon klingelt ...

namen sind schall und rauch. aber nicht in der nuklearklinik! deshalb ist es mir eine freude, mich am telefon mit immer neuen vorstellungen zu melden. so fing es an: "babsi castor hier!" oder: "hotline für verstrahlte sachsen" gestern abend fiel meine nachbarin aus der boxhagener straße auf folgenden spruch rein: "hier ist die nuklearklinik. strahlentor 3. wen möchten sie sprechen?" die war total baff und fragte verschüchtert nach frau bollwahn. "moment", sagte ich, "ich verbinde sie mit strahlentor 2." ich bedauerte zutiefst, kein geräusch zur hand zu haben, um das öffnen einer schweren eisentür zu imitieren. und heute bekam ich von simon aus der schweiz den ultimativen spitznamen verpasst: "misses hiroshima". ach so, eins noch: einen nuklearen gruss der besonderen art an mausimurpel!! er ist gestern aufs klinikgelände geradelt mit einer tüte voller bücher, cd's und vor allem, einer ganz tollen dvd. ein remake von "wenn die gondeln trauer tragen" von nicolas roeg. der ideale film für ein einsames krankenzimmer ....
 
bolli, 23. Juni 2006 um 10:16:03 MESZ

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kleiderordnung

wegen vielfacher anfragen und hinter vorgehaltener hand gemurmelter vermutungen: nein, nein und nochmals nein, der xl-grau-weisse kittel, unter dem ich meinen astralkörper verstecken muss, ist hinten NICHT offen. ich hoffe, das strahlentagebuch wird trotzdem noch gelesen. aber der kittel hat vorne eine leiste aus druckknöpfen, die man gegebenenfalls schnell aufreissen kann. ist doch auch was, oder? frl. castor

 
bolli, 22. Juni 2006 um 17:52:36 MESZ

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hilfe, ich ersticke!!

es sind komplikationen aufgetreten. aber nicht solche, wie sie von den ärzten angekündigt wurden, als durchaus wahrscheinlich: schluckbeschwerden etwa oder augenprobleme. ihr müsst nämlich wissen, ich habe nicht irgendeine schilddrüsenüberfunktion, sondern die, die den schönen namen basedow trägt. machts jetzt klingeling? von den betroffenen haben etwa 30 prozent diese berühmten glubschaugen. meine wenigkeit wurde davon bisher zum glück verschont. und auch hier in der klinik treten meine sehorgane nicht hervor. aber gestern ereigneten sich dinge in meinem zimmer, die unerhört sind. unerhört, da muss ich ja selber lachen. im medizinischen sinn spricht man zurückhaltend von erhöhter darmtätigkeit. dieser vornehme begriff fiel mir leider nicht ein, als ich den arzt heute morgen darauf ansprach. ganz plump sagte ich: "ich musste gestern total viel pupsen. waren das kleine atompilze?" der arzt gab mir zu verstehen, dass ich ihn mit einem total neuen phänomen konfrontiere. wirklich stolz hat mich das nicht gemacht. zum glück habe ich ein einzelzimmer, so waren meine strahlenden winde nur für mich ein lustiges ärgernis. zum schluss stellte der arzt dann noch eine vage diagnose: "vielleicht das krankenhausessen?" gestern gab es panierte scholle mit remouladensosse. frl. castor

 
bolli, 22. Juni 2006 um 13:27:07 MESZ

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