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Donnerstag, 12. Oktober 2006

Deutschlandfunk...


Ruf mal wieder an

...ein sehr deutscher Sender. Hört man ja ganz gerne, weil nicht so viele anstrengende Jingles und komprimierte, näselnde Radio-Moderatorenstimmen wie bei anderen einschlägigen Sendern. Aber dazu später mehr.

Berlin ist, was die Radio-Welt betrifft, ein ganz tumbes Pflaster. Wenn ich Heinrich Heine wäre und jetzt und just in diesem Moment als Radio-Kritiker in Germany arbeitete, so spie ich permanent bittersüße Galle auf die Berliner Radiolandschaft. Herrjemineh! Und dabei liegt das eigentlich und fast nur am teutschen Musikgeschmack, der mich regelmäßig zur Verzweiflung bringt.

Hier in Berlin wäre das zum Beispiel RADIO 1 (tagsüber). Ganz schlimmes, seichtes und belangloses Rock und Pop-Gedudel. Aber das scheint in der Natur der Deutschen zu liegen, böse und schlechte Musik zum Mainstream zu erklären.

Ich finde die Franzosen, die Briten, die Schweden und die Tschechen haben einen qualitativ viel, viel, viel hochwertigeren Mainstream, als die Germans. Das zeigt sich insbesondere, wenn man mal auf einen Flohmarkt wackelt und einen der vielen Vinyl-Platten Stände aufsucht. Fast jede Pappkiste enthält malignes Material:

Christopher Cross, Alan Parsons Project, Barclay James Harvest, Marius Müller Westernhagen ("Stinker"), oder - ganz bös und proletto hoch 37 - Klaus Lage und Götz Georges FAUST auf Faust...allein schon das Cover:

Zwei Prolettos haben Spaß

Na gut. Flohmarkt-Kisten spielt Radio 1 ja nicht ab...und eigentlich gehören die ja auf meiner Skala eher zu den Guten....aber ich habe mir vorgenommen mal in Zukunft mehr zu DEKONSTRUIEREN. So nach dem Motto "Deconstruct the vermeintlichen GUTEN". Also Radio Eins ist doof. Hör ich nicht mehr. Dekonstruiert.

Doch zurück zu Deutschlandfunk. Die Redakteure des Senders haben sich glaube ich mal eine Statistik aus dem Leib geschnitten, die von folgender Grund-Hörsituation ausgeht:

Ein Radiohörer ist um 11:00 morgens bereits seit fünf Uhr wach, hat schon die Blumen gegossen, zwei Tassen Filterkaffe getrunken, Leberwurst- oder Schinkenbrote gemampft, seine Stützstrümpfe mehrmals hochgezogen, die Tabletten eingenommen, mehrere Kreuzworträtsel gelöst, seinen Sofakissen einen Karate-Handschlag verpasst um nun, wie jeden Tag zur gleichen Zeit, der DEUTSCHLANDFUNK-ÄRZTESPRECHSTUNDE zu lauschen -
Thema heute: Eitriger Darm-Ausfluß und seine Folge für die Vaginal-Flora...

Der typische Durchschnittshörer beteiligt sich dann auch normalerweise telefonisch in seiner jeweiligen Mundart und krakehlt virtuos und gut informiert lateinische Krankheits- und Medikamenten-Namen in den Hörer, die anschliessend von der Moderatorin netterweise ins Hochdeutsche übersetzt werden...

Hmm. Soweit so gut. Das Problem: Ich gehöre nicht in dieses statistische Zeitfenster. Nein: Um 11:00 Uhr habe ich mich gerade erst aus dem Bett gepellt und sitze mit verklebten Augen und wirren Haaren vor einer Tasse dampfenden, italienischen Kaffees und starre rührend (objektbezogen und im eigentlich physikalischen Sinne gemeint) in meine Müsli-Schale. Ich habe ganz friedlich das Radio angemacht, weil ich ja als interessierter Bundesbürger wissen möchte, wer gerade wieder "Sondierungs-Gespräche" führt, welcher "mutmaßliche Terrorist" wieder eine Bombe hat losgehen lassen und was sonst noch am "Standort Deutschland" so los ist.

Informationen also, auf die man eigentlich ganz gut verzichten könnte, die man aber als PASSIVHÖRER ganz gerne so mit in den Tag nimmt, um später seinen Mitmenschen oder Arbeitskollegen zu erzählen, dass "ein mutmaßlicher Terrorist Sondierungsgespräche mit einer Bombe am Standort Deutschland geführt hat".

Aber was hören meine verchlafenen Ohren?

"Herr Doggder- isch han so klebrische Auschfluß seit einiggä Zeit - hadd desch was zu bedeudde? Es riescht auch manchmal sehr unang'neehm."

Hmm. Ich sitze dann meistens da wie versteinert, rühre noch einmal abschliesend in meiner Müslischale, um dann den Inhalt wortlos im Müll zu entsorgen, denn der Appetit hat sich auf wundersame Weise soeben gelegt. Danke Deutschlandradio. Der Tag kann beginnen.


 
mausimurpel, 12. Oktober 2006 um 13:14:20 MESZ

 
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