Dienstag, 20. Juni 2006
bollwahns supergau deutschland ist aus dem häuschen, die welt bei gast zu freunden, logo, deutschland reisst die arme in die luft, deutschland glüht im fussballfieber, und ich, ich strahle!! in wenigen minuten wird mir eine kapsel mit radiojod verabreicht und dann bin ich ein kleiner castor! und werde deshalb weggesperrt. im zimmer 16 der station 60 der nuklearmedizin des virchowkrankenhauses. etwa 12 quadratmeter gehören mir und meiner strahlung. schade ist, dass ich das spiel deutschland-ecuador alleine anschauen muss. wenn eine schwester das essen bringt, muss ich mich entweder ins bett oder auf den fernsehsessel begeben. meine strahlen gehören mir! muss das personal sich meiner person nähern, schiebt es eine bleiwand zwischen uns. ich werde mich daran gewöhnen. was cool ist: raucher dürfen rauchen. und: es gibt einen verstellbaren fernsehsessel, so einer, wo man nur mit einem arschmuskel zucken muss und schon geht die fussablage hoch oder runter. dabei hab ich weder krampfadern noch trombose, sondern nur huddeleien mit der schilddrüse, die zu viele hormone produziert und jetzt mit radioaktivem jod abgeschossen werden soll. aber gut, ohnehin heisst es für die nächsten tage: arsch zusammenkneifen! so wie mein kleiner freund bart hier, den ich jeden abend halb sieben im fernsehen angucke! fleissig habe ich mich kurz nach meiner ankunft durch den ordner auf dem tisch gearbeitet. lustig die namen der reinigungskräfte: frau dudu und frau ayshe. das sollte man zweimal lesen. frau dudu und frau ayshe. ich freu mich schon, morgen eine der beiden dame mit "du du" zu begrüssen. leider muss ich mich mit meinen strahlen im bad einschliessen, wenn mein zimmer gereinigt wird. aus strahlenschutzgründen. vielleicht schicke ich einige strahlen heimlich durch einen türschlitz. ein schlüsselloch gibt es nicht, sehe ich gerade. etwas beunruhigt hat mich ein faltblatt "information für patienten und angehörige": "auf grund ihres krankenhausaufenthaltes befinden sie sich womöglich in einer schwierigen lebenssituation." uih. erzählt man mir nicht die ganze wahrheit? ich versuche, ruhe zu bewahren. und schöpfe kraft aus dem nächsten satz. "wichtig ist hier vor allem orientierung über lösungswege." bolli, 20. Juni 2006 um 15:04:02 MESZ
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